Handlungsempfehlungen für nachhaltige Mountainbikeregionen sind online.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus war der der Arbeitskreis Radtourismus der Radlobby in Zusammenarbeit mit der Firma Schneestern unter Leitung des Umweltbundesamts Partner in einem Projekt zur Ausarbeitung von „Handlungsempfehlungen für regionale nachhaltige integrative Mountainbike-Konzepte“.

Hintergrund: Mountainbiken boomt nicht erst seit der Corona Pandemie. Mit den e-Mountainbikes kommen die (Freizeit-)sportler und Erholungssuchenden weiter und höher als jemals zuvor. An vielen Orten kommt es zu einem Ausbau von Skigebieten zu Bike-Arenen, Mountainbiker suchen sich mangels legaler Strecken andere  attraktive Routen. Das beeinträchtigt nicht nur die Natur, sondern führt auch zu Konflikten mit anderen Nutzern (z.B. Wanderern) und Interessensgruppen wie Jägern, Naturschützern, Grundeigentümern. Die Handlungsempfehlungen geben einen fachlichen Rahmen, wie sich Regionen zu attraktiven nachhaltigen Mountainbikeregionen entwickeln können. Welche Interessensgruppen integriert werden sollten, welche Dinge beim Trailbau und für die Anreise berücksichtigt werden sollten und wie auch der Natur ihr Raum gegeben werden kann. Nicht zu vergessen: die Fair Play Regeln. Und ganz wichtig: dass Mountainbiker trotzdem ihren Spaß haben – die Routen also für sie attraktiv sind.

Mehr dazu und Download der regionalen und überregionalen Handlungsempfehlungen auf der Seite des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus:
Download Handlungsempfehlungen

3.März 2022

Wie weiter? Foto: Julia Beckel, Radlobby-Radtourismus

ULTIMOB – ein Pilotprojekt für neue Mobilitätslösungen

Es gibt sie schon, die Versuche, die öffentliche Mobilität im ländlichen Raum für den Tourismus annehmbarer zu machen. Das Projekt ULTIMOB – „Ultimative Integrierte Mobilitätslösungen“ erforscht in vier Pilotregionen in Österreich wie die Verkehrswende, und hier im Speziellen die umweltfreundliche Anreise in ländliche Tourismusregionen im Alpenraum, gelingen kann. Ansätze sind die Verknüpfung von verschiedenen Mobilitätsformen, intelligente Fahrgemeinschaften und eine Gepäcklogistik. Das Projekt ist breit aufgestellt und hat eine Vielzahl von Projektpartnern Vielleicht können dann auch Rad- und Skitouristen vermehrt öffentlich anreisen.

Mehr zum Projekt hier: https://www.klimabuendnis.at/ultimob/ultimob-1

Neue Anreisemöglichkeiten im Rad- und Skitourismus für Klimaschutz gefragt

Am 25.1.2021 erschien im Standard ein Interview mit dem Glaziologen und Klimaforscher Georg Kaser aus Südtirol über den auf Grund der Klimakrise nötigen Wandel im Skitourismus. Einige der Aussagen haben Parallelen zum Radtourismus und lassen sich, vor allem bezüglich der Anreise in die Skigebiete, direkt auf den Radtourismus übertragen. Beispielsweise sagt Kaser wörtlich: „Es geht nicht, dass Leute hunderte und tausende Kilometer mit einem Privatauto fahren, um zwei Tage oder eine Woche Ski fahren zu können. ………. Ich will ja nicht die Mobilität auf null setzen, aber man muss sie neu denken. Der Individualverkehr muss einfach aufhören, der öffentliche Verkehr muss elektrisch werden.“ 

Zwar erzeugt der Radtourismus bis jetzt nicht die riesigen Verkehrslawinen, die der Skitourismus verursacht. Aber wenn Radfahren, das ja prinzipiell eine ökologisch sanfte und nachhaltige Sportart ist, auch ökologisch nachhaltig bleiben soll, und wenn die Zahlen der Radtouristen weiter so steigen wie bisher, ist es dringend nötig, dass die Anreise in die Radregionen öffentlich möglich wird und die Freizeitradfahrer und Urlauber auf das Auto verzichten können.

Weiter sagt Kaser: „Ein Tourist muss seinen Skiurlaub am Bahnhof in Frankfurt beginnen, die Ausrüstung muss vor Ort sein. Und dann hat er vierzehn Tage zu bleiben und nicht zwei Tage später mit einem riesigen Privatauto zu zweit zurückzufahren.

Auch das läßt sich auf den Radtourismus umlegen, die Radlobby – wie auch der ADFC in Deutschland – fordern dahingehend schon lange verbesserte Mitnahme von Fahrrädern in der Bahn. Aber viele Gebiete können mit dem Zug gar nicht erreicht werden, und dann wird es schwierig, wenn man ein Fahrrad dabei hat. Es sollten also einerseits die Möglichkeiten ausgebaut werden, sich ein Fahrrad zu mieten, zusätzlich sollte es möglich sein, unkompliziert und in annehmbarer Zeit ans Radurlaubsziel oder in eine Mountainbike Arena zu gelangen. Auch wenn die komplette Elektrifizierung noch Zukunftsmusik zu sein scheint, gibt es doch in einigen Tourismusgebieten schon Möglichkeiten, öffentlich mit dem Fahrrad anzureisen. Teilweise mit dem Zug, teilweise mit Fahrradshuttle, Fahrradtaxis, oder Postbussen, die Fahrräder mitnehmen, wie z.B. im Lechtal in Tirol oder dem Thayatal Tramper im Waldviertel: hier ist ein Postbus mit Fahrradanhänger ausgestattet.  Die Schweiz geht noch weiter: Postbusse sind mit Radrecks versehen. Österreich, ein Land, in dem es in den alpinen Bundesländern selbstverständlich ist, dass Postbusse einen Skiträger hinten befestigt haben, könnte im Frühling dann statt des Skiträgers ein Radreck anbringen.

Text: Julia Beckel

Das Interview im Standard mit Georg Kaser ist hier zu finden:

https://www.derstandard.at/story/2000123570205/gletscher-und-klimaforscher-man-kann-skigebiete-anders-strukturieren